Wenn Störer*innen triumphieren: Zur Absage des Fachtages zu organisierter sexualisierter und ritueller Gewalt in München — KONTAKTPUNKTE

Wir haben von der Absage des geplanten „2. Münchner Fachtages zu organisierter sexualisierter und ritueller Gewalt“ gelesen und kauen an der nebulösen, unklaren Begründung des „TraumaHilfeZentrums München“ herum: „Auch in der aktuellen Berichterstattung verbreiten sich unterschiedliche Narrative (zu oben genannten Gewaltformen; vor allem leugnende Narrative, Anmerkung der Autorin) zunehmend. Diese Medienberichte haben keinen direkten Bezug […]

Wenn Störer*innen triumphieren: Zur Absage des Fachtages zu organisierter sexualisierter und ritueller Gewalt in München — KONTAKTPUNKTE

Einer kennt das Herz des anderen nicht

Bereits als Kleine hörte ich von Grenzen, von Gegensätzen und Feindschaften. Ängstliche Menschen zogen diese Grenzen und stülpten sie mir über. Brutale Zerstörer überschritten Grenzen und richteten viel Unheil an. Zerstörten eine ganze Familie. Ich stellte mir viele Jahrzehnte ernsthaft die Frage, warum Erwachsene mit Händen so groß wie Schaufeln Kinder wie mich hassten und zerstören wollten. „Wenn es dich nicht gäbe, wäre er nicht so…“, sagte die Mutter zu einem etwa 10 Jahre alten Mädchen, als wir mal wieder auf der Flucht waren. Auch in früheren eigenen Partnerschaften traf ich auf gewalttätige Personen, die mir für ihr destruktives Denken und Verhalten die Schuld gaben.

Nicht alles von den Gewalterfahrungen kann verarbeitet werden. Es wird immer etwas bleiben, dem ich mich immer wieder zuwenden muss. Ich verschob und sprengte Grenzen. Setzte neue Grenzen, innerhalb derer ich mich bewege. Aber dafür gibt es keine Grenzen für das, was jeden Tag neu aus freien Stücken dazu gelernt und entdeckt werden kann. Bis morgen kann sich vieles verändert haben.

Bild am Meer

So ein Tag
geht mir niemals verloren,
kilometerlanger Strand, weiter Blick aufs Meer
und das wechselnd leuchtende Licht in den Dünen.
Ich schließe die Augen
und halte es fest,
ein Bild am Meer
und nehme es mit,
wenn die Dunkelheit beginnt.

[der nix perfekte reimteufel]

Weihnachtssenf

Das Corona-Jahr war für viele Menschen nicht nur außergewöhnlich, sondern auch mit vielen Schwierigkeiten verbunden. Ich beobachtete nicht nur bei mir alte aufsteigende (Ur)Ängste. Bei jedem Shutdown und ständig bröckchenhaften schärferen Maßnahmen musste ich mich immer wieder irgendwie ins Lot bringen, was mir mehr oder weniger gut gelang. Noch mucke ich auf, bemerke aber auch, dass sich ab und an ein unerträgliches Gefühl meldet: sich aufzugeben, sich zu ergeben, sich zu unterwerfen!

Spätestens seit dem sog. gescheiterten „Wellenbrecher-Lockdown“ war mir klar, dass unsere Bundes- und Landesregierung völlig planlos handelt und noch mehr Menschen in existenzielle Nöte geraten werden und bei vielen die psychische Gesundheit unter den Maßnahmen leiden wird. In meinem Umfeld machen sich viele Sorgen, wie sie durch die Krise kommen – Arbeitslose, Angestellte (in Kurzarbeit), Gastronomen, Floristen, Künstler, Friseure, Landwirte, Freiberufler, sonstige Gewerbetreibende …  Die Auszahlungen der Novemberhilfen verzögern sich aufgrund von Softwareproblemen um sechs bis ??? Wochen! Schaut mal in die Augen von Betroffenen, die auf diese Hilfen angewiesen sind!

Die gereizte Stimmung in Familien durch die Kontaktbeschränkungen führen zu häufigen Konflikten. Dabei gehen sich nicht nur die Erwachsenen gegenseitig auf den Keks. Kinder und Jugendliche hocken gelangweilt zuhause herum, daddeln stundenlang an den digitalen Geräten, nehmen an Gewicht zu, weil gemeinsamer Sport / Mannschaftsport neuerdings tödlich sein kann und alle wichtigen Vereinstätigkeiten, also sämtliche Orte der Begegnung (bis auf Schulen und Kitas) zwangsgeschlossen sind.

Ganz furchtbar erschreckend finde ich die tägliche Angstmacherei in den Medien und die bevormundende Diskussionskultur in den sozialen Hetzwerken. Gerade in der Vorweihnachtszeit besetzten selbsternannte Mahner_innen die Kommentarspalten. Wer hat diesen Denunzianten und Bevormundern eigentlich das Social-Media-Mandat für einen so miserablen Erziehungsauftrag erteilt? Das sind meistens User, die im normalen Alltag nichts zu melden haben und sich auch sonst wenig für andere schützend einsetzen. Siehe Bedeutung der drei Affen, wie beispielsweise bei häuslicher Gewalt oder Kindesmissbrauch.

Die Realität schaut doch ganz anders aus und vor allem zeigen in meinem Kollegen-, Bekannten- und Freundeskreis alle großen Respekt vor dem Virus. Wir kommunizieren nicht mit dem Mahnfinger, sondern alle versuchen auf die Bedürfnisse einzelner Rücksicht zu nehmen und nicht nur für ein friedliches Weihnachtsfest gute Lösungen zu finden.

Ich wünsche euch allen einen schönen zweiten Weihnachtstag!

LG, Dy

 

 

 

 

„Innere Landkarte“

Seit drei Tagen herrscht mal wieder das absolute innere Chaos. Verlassenheitsangst, Depression, Partylaune, Hangloser, „ihr könnt mir alle den Buckel runterrutschen“, „ich mache was ich will“, „du Nichtsnutz und Versager“, „Drecks.“ usw.. Es herrscht Schlechtwetter-Stimmung und ist einfach nur lähmend und unerträglich. Im Mail“austausch“ empfahl die Therapeutin, vielleicht mal eine „innere Landkarte“ zu erstellen. Die Reaktion darauf war wenig begeisternd – eher belustigend. Wem nutzt schon so eine Karte?

Nachdem ich heute das Chaos in der Butze aufräumte sitze ich nun am Schreibtisch und überlege, wie und wo ich beginne. Ich weiß es wirklich nicht. Wenn ich heute damit anfange und heute Abend oder am Montag draufschaue, dann kann ich sicherlich nichts mehr mit der Karte anfangen. Die Karte landet im Müll.

„Innere Landkarten“ verändern sich doch ständig, oder? Ich sehe erstmal nur das, was gerade jetzt da ist. Es kommen aber ständig andere und neue „Mitspieler“ hinzu und einige verlassen das Spielfeld wieder oder sind nur (pöbelnde) Zuschauer. Einige dürfen vielleicht gar nicht mitspielen, schießen Eigentore, sind trainingsfaul, laufen einfach aufs Spielfeld und halten sich nicht an die Regeln, schimpfen auf den schlechten Trainer, der in die Wüste geschickt gehört …

Ist aktuell nicht wirklich einfach, mit so einem „Team“ ein Schleifchen oder einen Blumentopf zu gewinnen.

Wie seid Ihr an das Thema „Innere Landkarte“ rangegangen? Habt Ihr das alleine gemacht?

 


Nachtrag: So eine innere Notsituation ist nie lustig, aber es gibt yt mit Werner

Feel so different

Herr, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann;
gib mir den Mut, die Dinge zu ändern, die ich ändern kann;
und gib mir die Weisheit, das eine vom andern zu unterscheiden.

„Feel so different“ von Sinéad O’Connor

Annähernde Freundschaft mit dem Panik-Club

Jeder Mensch nimmt seine Panikattacken individuell wahr und findet im Laufe der Zeit eine für sich passende Beschreibung.  Daher werde ich diesen Text meinen eigenen inneren Panik-Freunden widmen.

Hundemüde geht es oft spät abends oder morgens um 4 Uhr ins Bett. Wenn nicht das Gedankenkarussell mich vom  wichtigen Schlaf abhält, dann macht es eben die Panikattacke. Nüchtern betrachtet schwer zu ertragen. Das beste und schnellwirksamste Mittel ist immer noch der Alk. Eine Pille hilft nur selten, eigentlich gar nicht. Bei beiden Mittelchen ist jedoch Vorsicht geboten.

Kleine Panikattacken im Alltag nenne ich liebevoll „little panic“. Sie ist bereits seit Jahren eine treue Begleiterin. Ganz plötzlich überwältigt mich ein Trommelwirbel im Herzen und ein wildes schnappen nach Luft, so als ob man gerade aus den Untiefen eines Ozeans auftaucht und an der Oberfläche überlebensgierig  nach dem rettenden Sauerstoff jappst. Das ist für mich eine kleine  Panikattacke im Alltag. Sie kommt Blitzschnell und genauso schnell ist sie wieder verschwunden. Wenn ich in dem Moment nicht alleine bin, bekomme ich schon mal verwunderte Blicke zugeworfen. Ich schenke der „little panic“ keine weitere Aufmerksamkeit und mache einfach weiter mit meiner Tätigkeit oder was ich auch immer gerade tue. Was soll ich auch sonst tun?

Vor ungefähr 1,5  Jahren entstand eine neue Geschäftsidee. „litte panic“  expandierte  und eröffnete einen Nachtclub mit dem Namen „Great-Night-Panic“. Ziel dieses Nachtclubs ist, sich deutlich vom Alltagspanikprogramm abzuheben, um mehr Aufmerksamkeit und Macht zu erlangen. Die Geschäftsidee katapultierte schnell alte erfahrene Bekannte aus der Urzeit auf die Bühne und so schloss man sich zusammen.  Das Geschäftsmodell mit Herzenstrommelwirbel und Schnappatmung wurde erweitert um das Angebot mit Verlassenheitsängsten, Albträumen, Horror- und Terrorgeschichten. Zur passenden Darkroom-Stimmung ist es natürlich wichtig, den Körper voll und ganz mit einzubeziehen. Das gelingt mit einer speziellen Sorte modrig riechenden Nebels in Kombination mit  „erdrückt und erwürgt zu werden“ und der  „Angst zu sterben“.

Der Eintritt in den Nachtclub ist frei. Alltagspersönlichkeiten sind keine gern gesehenen Gäste, weil sie immer das Licht anmachen und die Stimmung verderben.

Anfangs wusste ich noch nicht mal, dass es bei der Symptomatik „little panic“ überhaupt einen Zusammenhang zu Panikattacken gibt. Darüber hinaus habe ich mir über meine ganz frühe lebensbedrohte Kindheit – ich rede hier von den ersten vier Lebensjahren – nie wirklich Gedanken gemacht. Mein Schwerpunkt lag ab dem 5. Lebensjahr, als sich meine Mutter den Sadisten und Vergewaltiger ins Haus holte. Allein mit der Ver- und Aufarbeitung dieser Horror- und Terrorzeit war ich jahrelang voll ausgelastet. Im Nachgang ist mir natürlich klar, dass auch in den ersten 4 Lebensjahren nicht alles rosa toll war und uns die Mutter kläglich vernachlässigte. Das berichtete auch die Großmutter und nicht ohne Grund wuchs einer von den Enkeln bei den Großeltern auf. Die Großmutter besaß zu ihren Lebzeiten noch Briefe vom Jugendamt, worin es um die Vernachlässigung meiner Person und  meine ein Jahr ältere Halbschwester, die mit 4 zur Adoption freigegeben wurde, ging. An die ersten 4 Lebensjahre komme ich sprachlich schwer dran. Schmerz und Panik ist die Art, wie sich der Körper mit mir in Verbindung setzen möchte.

Der Körper ist Erinnerungsträger. Psychische und physische Traumata werden im Gehirn festgehalten. Ich habe viele Jahre in tiefenpsychologischer Therapie verbracht und mit den mir zugänglichen Erinnerungen gearbeitet. Das meiste kann ich sprachlich ausdrücken, es gibt aber auch Erinnerungen, die kann oder will ich im Detail nicht erzählen. Was sich in den ganzen therapieerfahrenen Jahren nicht auflöste oder linderte, waren die gespeicherten abgespaltenen Schmerzen und die Übererregungszustände, die sich über den Körper deutlich Ausdruck verschafften. Das schafft Frust und zwischenzeitlich hatte ich therapiemüde Phasen. Ich hatte keine Lust mehr, wie ein Wiederkäuer in den Sitzungen meine Geschichte zu erzählen. Weil sich in der Symptomatik keine Linderung einstellte. Teilweise flammten die Schmerzen ins Unerträgliche auf. Das ging im Jahr 2013 sogar so weit, dass ich befürchtete nicht mehr gehen zu können. Glücklicherweise trat der Fall nicht ein!

Heute hoppse ich noch immer mit der Hoffnung durch das Helfersystem, dass mich endlich jemand von meinen körperlichen Schmerzen und den Panikattacken befreit. Dabei stelle ich immer mehr die gängigen und von den Kassen finanzierten  Therapieverfahren in Frage. Als Einstieg in die persönliche Aufarbeitung sind die beziehungsbasierten Gesprächstherapien auf jeden Fall wichtig.

Wenn ich ausreichend finanzielle Mittel zur Verfügung hätte, wäre ich schon längst aus dem kassenfinanzierten Helfersystem ausgestiegen und würde mich anderen Verfahren zuwenden. Dazu gehört SomaticExperience in Kombination mit Shiatsu und TRE sowie Verarbeitungstechniken wie EMDR (???) und Brainspotting oder Fokussing. Meine bisherigen Erfahrungen bestätigen mir, dass im Bereich der ambulanten Psychotherapie und im klinischen Bereich viel zu wenig Wissen über die enge Verwobenheit von psychischen und physischen Traumata mit dem Nervensystem vorhanden ist. Einige Theras versuchen angelernte theoretische Trauma-Modelle zu erklären, die sie in Weiterbildungen oder aus der Literatur aufgriffen, aber sie verstehen einfach nicht die biologischen Vorgänge und die meisten können auch keine Verbundenheit mit dem Nervensystem des Klienten herstellen und damit arbeiten.

Was ich für mich tun kann? Ich bin zwar noch unregelmäßig in psychotherapeutischer Behandlung, wende mich aber immer mehr davon ab. Wenn ich es mir finanziell leisten kann, gehe ich zu einer SE- und Shiatsu-Therapeutin und leider zu selten zu einer gut ausgebildeten  Systemischen Supervisorin und Coachfrau (die ist richtig teuer). Ich versuche mich meinem Panik- und Schmerzsystem eigenständig zu nähern. Das allein ist eine enorme Herausforderung und dauert lange. Mit Imaginationsübungen und „es ist doch alles sicher“ komme ich nicht  so weit. Hier muss anders vorgegangen werden. In Babyschritten ist es zu schaffen!

Panikattacken

Seit Monaten plagen mich nächtliche Panikattacken. In den Therapiesitzungen geht es nicht voran. Ich beklage mich, dass der wichtige nächtliche Schlaf geraubt wird. Meine Augen schauen aus wie Tellerminen. Die Thera fragt nach Auslösern und ich sitze dort, von nix ´ne Ahnung und ziehe dabei die Schultern bis hoch an die Ohren. Wenn sie zu mir sagt, ich soll mich einer „jüngeren bedürftigen Seite“ zuwenden bin ich völlig blockiert. Überfordert. Panik ist sehr unangenehm und ich will sie einfach weg haben. Ich verstehe einfach nicht, was sie damit meint. Sämtliche Skilltechniken wende ich an. Irgendwann hat es sich auch mal ausgeskillt!

Hat jemand Tipps? Wie Zugang finden?

Rotes Tretauto

you are free

Als etwa 8 oder 9jährige Lütte bekam ich Ende der 70er Jahre zu Weihnachten ein rotes Tretauto. Nach Weihnachten war es weg. Sogar die hässlichen warmen Cordhosen, Geschenke von den lieben Großeltern, waren verschwunden. Der kostbare Festbraten wurde bereits vor dem Fest von dem Sadisten im besoffenen Kopf roh verschlungen.

Ich wünsche allen Kindern frohe Weihnachten, schöne Geschenke und vor allem, dass die Kids die auch behalten dürfen. Und nüchterne sowie fürsorgliche beschützende Eltern oder andere verantwortungsbewusste Erwachsene!!!

Frohe Weihnachten!

https://www.tretauto-klassiker.de/

 

Wind und Wasser

Die Geschichte von der Sandwüste (Idries Shah) repräsentiert in einer besonderen Art die mit Ambivalenzen und Ambiguitäten verbundenen existenziellen Übergänge innerhalb einer Therapie und verweist auf überraschende Wendungen und „vergessene“ Ressourcen auf dem Weg zu neuen Lebensabschnitten.

Ein Strom floss von seinem Ursprung in fernen Gebirgen durch sehr verschiedene Landschaften und erreichte schließlich die Sandwüste. Genauso wie er alle anderen Hindernisse überwunden hatte, versuchte der Strom nun auch, die Wüste zu durchqueren. Aber er merkte, dass – so schnell er auch in den Sand fließen mochte – seine Wasser verschwanden.

Er war jedoch überzeugt davon, dass es seine Bestimmung sei, die Wüste zu durchqueren, auch wenn es keinen Weg gab. Da hörte er, wie eine verborgene Stimme, die aus der Wüste kam, ihm zuflüsterte: „der Wind durchquert die Wüste, und der Strom kann es auch.“

Der Strom wandte ein, dass er sich doch gegen den Sand werfe, aber dabei nur aufgesogen würde; der Wind aber kann fliegen, und deshalb vermag er die Wüste zu überqueren.

„Wenn du dich auf die gewohnte Weise vorantreibst, wird es dir unmöglich sein, sie zu überqueren. Du wirst entweder verschwinden, oder du wirst ein Sumpf. Du musst dem Wind erlauben, dich zu deinem Bestimmungsort hinüber zu tragen.

Aber wie sollte das zugehen? „Indem du dich von ihm aufnehmen lässt.

Diese Vorstellung war für den Fluss unannehmbar. Schließlich war er noch nie zuvor aufgesogen worden. Er wollte keinesfalls seine Eigenart verlieren. Denn wenn man sich einmal verliert, wie kann man da wissen, ob man sich je wiedergewinnt.

„Der Wind erfüllt seine Aufgabe“, sagte der Sand. „Er nimmt das Wasser auf, trägt es über die Wüste und lässt es dann wieder fallen. Als Regen fällt es hernieder, und das Wasser wird wieder ein Fluss.

„Woher kann ich wissen, ob das wirklich wahr ist?

„Es ist so, und wenn du es nicht glaubst, kannst du eben nur ein Sumpf werden. Und auch das würde viele, viele Jahre dauern; und es ist bestimmt nicht dasselbe wie ein Fluss.

„Aber kann ich nicht derselbe Fluss bleiben, der ich jetzt bin?

„In keinem Fall kannst du bleiben, was du bist, flüsterte die geheimnisvolle Stimme. „Was wahrhaft wesentlich an dir ist, wird fortgetragen und bildet wieder einen Strom. Heute wirst du nach dem genannt, was du jetzt gerade bist, doch du weißt nicht, welcher Teil deines Selbst der Wesentliche ist.

Als der Strom dies alles hörte, stieg in seinem Innern langsam ein Widerhall auf. Dunkel erinnerte er sich an einen Zustand, in dem der Wind ihn – oder einen Teil von ihm? War es so? – auf seinen Schwingen getragen hatte. Er erinnerte sich auch daran, dass dieses, und nicht das jedermann Sichtbare, das Eigentliche war, was zu tun wäre – oder tat er es schon?

Und der Strom ließ seinen Dunst aufsteigen in die Arme des Windes, der ihn willkommen hieß, sachte und leicht aufwärts trug und ihn, sobald sie nach vielen, vielen Meilen den Gipfel des Gebirges erreicht hatten, wieder sanft herabfallen ließ. Und weil er voller Bedenken gewesen war, konnte der Strom nun in seinem Gemüte die Erfahrungen in allen Einzelheiten viel deutlicher festhalten und erinnern und davon berichten. Er erkannte: „Ja, jetzt bin ich wirklich ich selbst.

Der Strom lernte. Aber die Sandwüste flüsterte: „Wir wissen, weil wir sehen, wie es sich Tag für Tag ereignet; denn wir, die Sandwüste, sind immer dabei, das ganze Flussufer entlang bis hin zum Gebirge.

Und deshalb sagt man, dass der Weg, den der Strom des Lebens auf seiner Reise einschlagen muss, in den Sand geschrieben ist.

„…und die Dosen bleiben!“

Vor mehr als fünf Jahren veröffentlichte ich den Text „Der Hungerengel“.

Der Hunger ist immer da. Er kommt, wann und wie er will.
Er ist groß und stark. Phantasiebilder schweben durch die Luft.
Reich gedeckte Tische mit Brot, Pizza, Omas Braten und Kuchen,
Schokoladenpudding und Eis mit endlos viel Sahne, dazu Vita Malz
und Limonade satt… So war es oft im dunklen Verlies.
Der Hungerengel sucht mit mir den Boden und die Ecken ab. Wir
spielen Spurensucher. Der Hunger steigt in uns hinein. Er wird nie
müde.  In jedem Traum wird von dem reich gedeckten Tisch
gegessen.  Der Hungerengel geht nicht weg, er bleibt und
kommt immer wieder. Er ist ein sehr treuer Gefährte
und gemeinsam denken  wir uns die tollsten
Essensgeschichten aus.

Die Angst vorm Verhungern ist immer noch da und war vor ein paar Tagen Thema im Therapiegespräch. In den Sommerferien verreist meine Partnerin für vier Wochen und die alten existentiellen Ängste melden sich. Ich sehe den Hungerengel als positiven Mittler, der in einer schwierigen Zeit einem Kind geholfen hat. So absurd sich das anhört, in dem früheren kranken katholischen Haushalt gab es keine Geschichten und Bücher für Kinder, aber die Bibel. Ich habe mit der Kirche nix am Hut, aber ich weiß, dass das Kind in mir früher die Bibel gelesen hat und in der Kirche Schutz suchte (weil es oft weggelaufen ist) und an Schutzengel (nicht an Gott!) glaubt. Bis vor wenigen Jahren hortete ich Nahrungsmittel. Vor allem eingekochte Wurst, die ich auf Märkten oder Bauernhöfen kaufte. Ich musste die Dosen für härtere Zeiten horten. Und es musste Wurst in Dosen sein, weil die Großmutter uns früher Dosenwurst und Eingekochtes mitgab. Heute kaufe ich selten diese Dosen. Zurzeit stehen drei Stück im Keller. Die Therapeutin schlug mir vor, es doch mal mit getrockneten Bohnen zu versuchen. Der Gedanke war erstmal verwirrend, aber Dosenwurst hält länger. Also nix mit getrockneten Bohnen!

Auch wenn ich Dosenwurst wirklich supereklig finde:

Die Dosen müssen bleiben!

Menschenverachtende Politik

Psychiatriegesetz in Bayer

Was für ein widerwärtiger Gesetzesentwurf von der CSU! Wie nah sich doch AfD und CSU stehen. Menschen in psychischen Krisensituationen werden zu Täter_innen abgestempelt und wie Gefährder_innen in einer sog. Psychiatriekartei (für mindestens 5 Jahre, also bei mehreren Krisen kommen da einige Jährchen zusammen) erfasst. Psychiatrische Krankenhäuser werden als Verwahranstalt missbraucht und Mediziner sowie Therapeuten zu Hilfspolizisten verdonnert. Geht gar nicht!

Heribert Prantl über das Psychisch-Kranken-Hilfe-Gesetz: „Diese Art und Weise des registriert Werdens ist furchtbar. Das hat mit einem Rechtsstaat nichts zu tun. Das ist eigentlich ein typisches Kennzeichen von autokratischen und diktatorischen Systemen. So etwas kann man nicht dulden. So etwas darf man nicht dulden.“

Es sind eben nicht immer die anderen betroffen! Psychisch Erkrankte brauchen Hilfe, nicht mehr Stigmatisierung. Hier ist Widerstand dringend notwendig! Es ist Aufgabe der Politik, für mehr Therapieplätze und gut ausgebildete Mediziner* und Therapeuten* und und und zu sorgen. Das Opferentschädungsrecht, hm, wurde das eigentlich bisher reformiert?

Sendung Quer mit Heribert Prantl (4 Min.):

Nest aus Dornen

Einzelfall und gesellschaftlicher Zusammenhang: Der Freiburger Missbrauchsskandal und seine Folgen. Artikel im Tagesspiegel:

Im schwarzen Wald des Schweigens http://www.tagesspiegel.de/kultur/kindesmissbrauch-in-freiburg-im-schwarzen-wald-des-schweigens/20870032.html

Über 90 Prozent der Taten geschehen im nächsten Umfeld: In den Familien sitzen die Täter, in allen Milieus. Und das ist das Pech der Kinder. Denn aus diesem Faktum lässt sich kein parteipolitischer Nutzen ziehen. Verantwortliche Erwachsene müssten über ihren politischen Schatten springen, um sich, wie Rörig und sein Team, dem Thema auszusetzen. Politische Akteure verhalten sich ähnlich wie Familien mit ihrer Sprache des Vertuschens und Bagatellisierens: Wird Zeit, dass der vergisst, was seine Mutter, sein Vater gemacht haben. Was werden die Leute denken, wenn das bekannt wird. Lieber nichts sagen, das ist ein Fass ohne Boden. Wühl doch nicht in den alten Geschichten rum, davon hat keiner was.

Sexuelle Gewalt bedeutet für ein Kind einen Bombenangriff auf die Landschaft seiner Seele. Die meisten dieser Bomben werfen Erwachsene in ihren eigenen Familien. Eine Gesellschaft, die zu sich kommen will, muss verstehen, warum solcher Sprengstoff entsteht. Sie muss Wissen erwerben über die Affekte von Individuen und die Strukturen von Gruppen. Das ist alles andre als „Psychokram“. Es ist das Wichtigste, was eine Gesellschaft für sich tun kann.

 

Der Körper vergisst nicht

Artikelempfehlung (PDF) zum Thema „Trauma und Körper: Der Körper merkt sich alles“ von Alexander Korittko (Homepage)

Der Körper ist Ausgangspunkt und Medium für elementare Erfahrungen. Wenn er wieder als Zuhause erlebbar wird, kann ein Mensch sich auf den Weg machen, besser für sich zu sorgen. Der eigene Leib kann zum wichtigsten Ort werden, um Sinn, Halt und Orientierung zu finden. Während in der postindustriellen Gesellschaft die Optimierung unserer äußeren Erscheinung – schöner, allzeit jung und fit – befreit von Rollenvorgaben inszeniert wird und der Körper durch Piercings, Tattoos, Schönheitschirurgie und Fitnesskult aufgewertet wird, verschwindet er in SMS- und Online-Kommunikation, Twitter und Chatrooms aus der persönlichen Begegnung. Gehen wir also wieder häufiger „in uns“, um herauszufinden, was uns gut tut.

#Deutschland atmet auf – Schuld an sexueller Gewalt gegen #Kinder haben letztlich die #Mütter? #childabuse

Empfehlenswerter Beitrag zur Medienberichterstattung über den ersten Zwischenbericht der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs.

fraupolitik

Die Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs hat am 14.06.2017 ihren Zwischenbericht vorgestellt. Die deutsche Öffentlichkeit atmete danach deutlich lesbar auf. Die Berichterstattung in den Medien zusammengefasst: Schuld an sexueller Gewalt gegen Kinder und Jugendliche sind eigentlich die Mütter!

Als wüssten wir alle nicht schon seit vielen Jahren, dass in unserer Gesellschaft sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen täglich geschieht. Dass die Dunkelziffer der Kinder und Jugendlichen, die Opfer sexueller Gewalt werden, wesentlich höher liegt als die, in der Polizeistatistik erfassten 14.000 Opfer. Dass Kinder und Jugendliche die Gewalttäter in den meisten Fällen kennen. Dass sexuelle Gewalt besonders in Beziehungssystemen geschieht, in denen Kinder und Jugendliche zu den Gewalttätern in einem Abhängigkeitsverhältnis stehen. Dass die Gewalttäter zu über 90 Prozent männlich sind (Mikado-Studie). Dass in unserer Gesellschaft bei diesem Thema immer schon gerne weggeschaut wurde und wird. Das alles wollte bisher und will auch heute kaum jemand in Deutschland…

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„Wusch“

Will die Vergangenheit vergehen? Gibt es so etwas wie einen „Wusch“ durch den Körper und die angestaute schmerzhafte Energie der Vergangenheit fließt einfach ab?

Überall Stau

 

„ALIKE“

Der Kurzfilm “Alike” handelt von einem Vater und seinem kleinen Sohn und davon, was passiert, wenn Kreativität aus dem Leben verschwindet und alle Farben verblassen, bis alles ganz grau und trostlos ist.

By Daniel Martínez Lara & Rafa Cano Méndez

Borderline-Persönlichkeitsstörung ist „heilbar“

Artikel-Empfehlung im Deutschlandfunk:

Ruhe nach dem Daueralarm. Wie sich Borderline heilen lässt (klick)

Borderline galt lange als grundlegende Störung der Persönlichkeit. Eine Therapie schien über das schlichte Krisenmanagement hinaus wenig ausrichten zu können. Doch jetzt verdichten sich die Hinweise, dass sich die auffällig veränderten Hirnaktivitäten wieder normalisieren können. Vieles spricht dafür: Die Borderline-Persönlichkeitsstörung ist heilbar.

Von Wibke Begemann

Ich finde den Artikel sehr gut und hoffnungsgebend gemacht, allerdings sehe ich die DBT (Dialektisch-Behaviorale Therapie) für komplex-traumatisierte Menschen nach Martin Bohus Aussage kritisch. Besonders diesen Absatz im Artikel:

Unter Anleitung mit der Vergangenheit konfrontiert

Bohus und seine Kollegen an vier psychiatrischen Krankenhäusern in Deutschland sind dazu übergegangen, bei ihren Patientinnen so früh wie möglich das Trauma anzugehen. Nach einem dreiwöchigen Skills-Training geht es in die Exposition, bei der die Patienten unter Anleitung erneut mit der Vergangenheit konfrontiert werden. Bohus ist überzeugt, was bei Patientinnen mit einer Posttraumatischen Belastungsstörung funktioniert, das hilft auch anderen Borderlinern.

„Insgesamt besteht die Gefahr, dass man zu lange den Fokus auf Überleben statt auf sinnerfülltes Leben richtet. Also, dass wir in der DBT insgesamt zu kurz greifen, dass wir zu lange auf Stabilisierung gehen, aber auf die grundlegenden emotionalen Muster nicht kommen. Und wir haben das jetzt durchexerziert mit der PTBS, dass es geht und dass es schnell geht und dass es tief greifend verändert und arbeiten jetzt daran, diese Erfahrung auf die gesamte Erfahrung der Borderline Patienten, nämlich diese zwischenmenschlichen traumatischen Erfahrungen, die nicht sexueller Missbrauch sind, zu übertragen und auch da mit Expositionsbehandlung zu arbeiten, und die ersten Daten schauen ziemlich gut aus, sodass wir denken, dass wir in zwei Jahren hier noch einmal einen Durchbruch erleben werden. Und ich glaube, dann haben wir große Probleme der Borderline Störung vielleicht gelöst.“

Ich denke, dass die Methode DBT-PTBS bei einem Monotrauma gute Heilungschancen bieten kann. Bei der komplexen posttraumatischen Belastungsstörung (KPTBS) sehe ich diese Methode mit mehreren „Hot Spots“ kritisch.

Link mit Informationen über die Therapiemethode DBT-PTBS: Dialektisch Behaviorale Therapie für Posttraumatische Belastungsstörung nach sexuellem Missbrauch in der Kindheit – ein neuer expositionsbasierter Behandlungsalgorithmus

 

Haltung von Neugier und Experimentieren

Gerne möchte ich euch den Blog traumheilung.de empfehlen. Die körperorientierte Psychotherapeutin Dami Charf blogt zum Thema Trauma und Traumatherapie. Ich folge dem Blog mit vielen interessanten und hilfreichen Beiträgen seit längerer Zeit. Heute veröffentlichte sie einen klasse Blogbeitrag zum Thema „Trauma und Neugier“.

Wie dir deine Neugier helfen kann

Eines der ersten Dinge, die Menschen durch Traumatisierungen verlieren ist ihre Freude an Exploration und Ausdehnung. Trauma könnte man sagen, ist das Gegenteil von Neugier und Explorationsverhalten. Wir können jedoch Neugier bewusst einsetzen, um unser Leben und Traumatisierungen besser zu bewältigen.

Link zum Beitrag: http://www.traumaheilung.de/wie-dir-deine-neugier-helfen-kann/

Blick nach oben!

Wenn Greifvögel schreien,
kreisend im gleitenden Flug,
dann schaue ich fasziniert nach oben.
Frag mich,  wie es da oben wohl ist
und möchte so gerne mit ihnen sein.

Im freien Fall nach unten stürzen,
sich fangen im Fall
und wieder die Höhe erreichen.
Kraft und Körperkontrolle spüren;
ich kann es empfinden
und mit meinem Fühlen vergleichen.

[der nix perfekte reimteufel]

Eigenschaften narzisstischer Mütter

NarzissenDas zerstörerische narzisstische Elternteil erschafft ein Kind, das nur existiert, um eine Erweiterung seines Selbst zu sein. Es geht um geheime Dinge. Es geht um Körpersprache. Es geht um missbilligende Blicke. Es geht um den Klang der Stimme. Es ist sehr vertraulich. Und es ist sehr mächtig. Es ist ein Teil des Kindes selbst.
– Chris

Sehr interessanter Link: http://www.narzissmus.org/eigenschaften-narzisstischer-mutter.php

 

Smartphone ist das „ultimative Tatmittel“

Es gibt immer mehr Attacken auf Minderjährige, oft mithilfe von Smartphones. Der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung fordert einen Straftatbestand schon für den Versuch des „Cybergroomings“ (gezieltes Ansprechen Minderjähriger durch Erwachsene über das Internet mit dem Ziel, sexuelle Kontakte anzubahnen). Rörig stellte eine Expertise mit dem Titel „Sexualisierte Grenzverletzungen und Gewalt mittels digitaler Medien“ in Berlin vor.

Link zur Pressemitteilung des Missbrauchsbeauftragten Rörig und zur Expertise mit vielen Factsheets:
https://beauftragter-missbrauch.de/presse-service/pressemitteilungen/detail/news/missbrauchsbeauftragter-roerig-stellt-expertise-zu-sexueller-gewalt-an-minderjaehrigen-mittels-digit/

Artikel in der Welt „Täter können ihre Opfer bis ins Kinderzimmer verfolgen“:
https://www.welt.de/politik/deutschland/article161266615/Wie-Taeter-ihre-Opfer-bis-ins-Kinderzimmer-verfolgen.html

Julia von Weiler, „Innocence in Danger“ sprach in der Zeit-Online von mehr als 700 000 Erwachsenen in Deutschland, die sexuelle Online-Kontakte zu Kindern hätten.
Artikel Zeit-Online „Kinder und Jugendliche besser vor Cybergrooming schützen“:
http://www.zeit.de/news/2017-01/17/medien-kinder-und-jugendliche-besser-vor-cybergrooming-schuetzen-17130604

 

iid
Für Kinderschutz im Netz muss unbedingt mehr getan werden. Es scheitert mal wieder in diesem Land an personellen, fachlichen und finanziellen Ressourcen. Und da sehe ich Bund, Länder und die Unternehmen in der Pflicht. Ziel muss es sein, Kindern und Jugendlichen eine siche­re Nutzung digitaler Medien zu ermöglichen!

Ich will nicht vergeben

Loslassen ist nicht dazu da, die Vergangenheit zu vergessen oder zu vergeben, es geht darum, die Energie der Vergangenheit loszulassen, und uns damit unser Leben in der Gegenwart zurückzugeben, und das brauchen wir, damit wir in eine neue Zukunft geboren werden können.

[Holloway]

 

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