Feel so different

Herr, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann;
gib mir den Mut, die Dinge zu ändern, die ich ändern kann;
und gib mir die Weisheit, das eine vom andern zu unterscheiden.

„Feel so different“ von Sinéad O’Connor

Annähernde Freundschaft mit dem Panik-Club

Jeder Mensch nimmt seine Panikattacken individuell wahr und findet im Laufe der Zeit eine für sich passende Beschreibung.  Daher werde ich diesen Text meinen eigenen inneren Panik-Freunden widmen.

Hundemüde geht es oft spät abends oder morgens um 4 Uhr ins Bett. Wenn nicht das Gedankenkarussell mich vom  wichtigen Schlaf abhält, dann macht es eben die Panikattacke. Nüchtern betrachtet schwer zu ertragen. Das beste und schnellwirksamste Mittel ist immer noch der Alk. Eine Pille hilft nur selten, eigentlich gar nicht. Bei beiden Mittelchen ist jedoch Vorsicht geboten.

Kleine Panikattacken im Alltag nenne ich liebevoll „little panic“. Sie ist bereits seit Jahren eine treue Begleiterin. Ganz plötzlich überwältigt mich ein Trommelwirbel im Herzen und ein wildes schnappen nach Luft, so als ob man gerade aus den Untiefen eines Ozeans auftaucht und an der Oberfläche überlebensgierig  nach dem rettenden Sauerstoff jappst. Das ist für mich eine kleine  Panikattacke im Alltag. Sie kommt Blitzschnell und genauso schnell ist sie wieder verschwunden. Wenn ich in dem Moment nicht alleine bin, bekomme ich schon mal verwunderte Blicke zugeworfen. Ich schenke der „little panic“ keine weitere Aufmerksamkeit und mache einfach weiter mit meiner Tätigkeit oder was ich auch immer gerade tue. Was soll ich auch sonst tun?

Vor ungefähr 1,5  Jahren entstand eine neue Geschäftsidee. „litte panic“  expandierte  und eröffnete einen Nachtclub mit dem Namen „Great-Night-Panic“. Ziel dieses Nachtclubs ist, sich deutlich vom Alltagspanikprogramm abzuheben, um mehr Aufmerksamkeit und Macht zu erlangen. Die Geschäftsidee katapultierte schnell alte erfahrene Bekannte aus der Urzeit auf die Bühne und so schloss man sich zusammen.  Das Geschäftsmodell mit Herzenstrommelwirbel und Schnappatmung wurde erweitert um das Angebot mit Verlassenheitsängsten, Albträumen, Horror- und Terrorgeschichten. Zur passenden Darkroom-Stimmung ist es natürlich wichtig, den Körper voll und ganz mit einzubeziehen. Das gelingt mit einer speziellen Sorte modrig riechenden Nebels in Kombination mit  „erdrückt und erwürgt zu werden“ und der  „Angst zu sterben“.

Der Eintritt in den Nachtclub ist frei. Alltagspersönlichkeiten sind keine gern gesehenen Gäste, weil sie immer das Licht anmachen und die Stimmung verderben.

Anfangs wusste ich noch nicht mal, dass es bei der Symptomatik „little panic“ überhaupt einen Zusammenhang zu Panikattacken gibt. Darüber hinaus habe ich mir über meine ganz frühe lebensbedrohte Kindheit – ich rede hier von den ersten vier Lebensjahren – nie wirklich Gedanken gemacht. Mein Schwerpunkt lag ab dem 5. Lebensjahr, als sich meine Mutter den Sadisten und Vergewaltiger ins Haus holte. Allein mit der Ver- und Aufarbeitung dieser Horror- und Terrorzeit war ich jahrelang voll ausgelastet. Im Nachgang ist mir natürlich klar, dass auch in den ersten 4 Lebensjahren nicht alles rosa toll war und uns die Mutter kläglich vernachlässigte. Das berichtete auch die Großmutter und nicht ohne Grund wuchs einer von den Enkeln bei den Großeltern auf. Die Großmutter besaß zu ihren Lebzeiten noch Briefe vom Jugendamt, worin es um die Vernachlässigung meiner Person und  meine ein Jahr ältere Halbschwester, die mit 4 zur Adoption freigegeben wurde, ging. An die ersten 4 Lebensjahre komme ich sprachlich schwer dran. Schmerz und Panik ist die Art, wie sich der Körper mit mir in Verbindung setzen möchte.

Der Körper ist Erinnerungsträger. Psychische und physische Traumata werden im Gehirn festgehalten. Ich habe viele Jahre in tiefenpsychologischer Therapie verbracht und mit den mir zugänglichen Erinnerungen gearbeitet. Das meiste kann ich sprachlich ausdrücken, es gibt aber auch Erinnerungen, die kann oder will ich im Detail nicht erzählen. Was sich in den ganzen therapieerfahrenen Jahren nicht auflöste oder linderte, waren die gespeicherten abgespaltenen Schmerzen und die Übererregungszustände, die sich über den Körper deutlich Ausdruck verschafften. Das schafft Frust und zwischenzeitlich hatte ich therapiemüde Phasen. Ich hatte keine Lust mehr, wie ein Wiederkäuer in den Sitzungen meine Geschichte zu erzählen. Weil sich in der Symptomatik keine Linderung einstellte. Teilweise flammten die Schmerzen ins Unerträgliche auf. Das ging im Jahr 2013 sogar so weit, dass ich befürchtete nicht mehr gehen zu können. Glücklicherweise trat der Fall nicht ein!

Heute hoppse ich noch immer mit der Hoffnung durch das Helfersystem, dass mich endlich jemand von meinen körperlichen Schmerzen und den Panikattacken befreit. Dabei stelle ich immer mehr die gängigen und von den Kassen finanzierten  Therapieverfahren in Frage. Als Einstieg in die persönliche Aufarbeitung sind die beziehungsbasierten Gesprächstherapien auf jeden Fall wichtig.

Wenn ich ausreichend finanzielle Mittel zur Verfügung hätte, wäre ich schon längst aus dem kassenfinanzierten Helfersystem ausgestiegen und würde mich anderen Verfahren zuwenden. Dazu gehört SomaticExperience in Kombination mit Shiatsu und TRE sowie Verarbeitungstechniken wie EMDR (???) und Brainspotting oder Fokussing. Meine bisherigen Erfahrungen bestätigen mir, dass im Bereich der ambulanten Psychotherapie und im klinischen Bereich viel zu wenig Wissen über die enge Verwobenheit von psychischen und physischen Traumata mit dem Nervensystem vorhanden ist. Einige Theras versuchen angelernte theoretische Trauma-Modelle zu erklären, die sie in Weiterbildungen oder aus der Literatur aufgriffen, aber sie verstehen einfach nicht die biologischen Vorgänge und die meisten können auch keine Verbundenheit mit dem Nervensystem des Klienten herstellen und damit arbeiten.

Was ich für mich tun kann? Ich bin zwar noch unregelmäßig in psychotherapeutischer Behandlung, wende mich aber immer mehr davon ab. Wenn ich es mir finanziell leisten kann, gehe ich zu einer SE- und Shiatsu-Therapeutin und leider zu selten zu einer gut ausgebildeten  Systemischen Supervisorin und Coachfrau (die ist richtig teuer). Ich versuche mich meinem Panik- und Schmerzsystem eigenständig zu nähern. Das allein ist eine enorme Herausforderung und dauert lange. Mit Imaginationsübungen und „es ist doch alles sicher“ komme ich nicht  so weit. Hier muss anders vorgegangen werden. In Babyschritten ist es zu schaffen!

Rotes Tretauto

you are free

Als etwa 8 oder 9jährige Lütte bekam ich Ende der 70er Jahre zu Weihnachten ein rotes Tretauto. Nach Weihnachten war es weg. Sogar die hässlichen warmen Cordhosen, Geschenke von den lieben Großeltern, waren verschwunden. Der kostbare Festbraten wurde bereits vor dem Fest von dem Sadisten im besoffenen Kopf roh verschlungen.

Ich wünsche allen Kindern frohe Weihnachten, schöne Geschenke und vor allem, dass die Kids die auch behalten dürfen. Und nüchterne sowie fürsorgliche beschützende Eltern oder andere verantwortungsbewusste Erwachsene!!!

Frohe Weihnachten!

https://www.tretauto-klassiker.de/

 

Wind und Wasser

Die Geschichte von der Sandwüste (Idries Shah) repräsentiert in einer besonderen Art die mit Ambivalenzen und Ambiguitäten verbundenen existenziellen Übergänge innerhalb einer Therapie und verweist auf überraschende Wendungen und „vergessene“ Ressourcen auf dem Weg zu neuen Lebensabschnitten.

Ein Strom floss von seinem Ursprung in fernen Gebirgen durch sehr verschiedene Landschaften und erreichte schließlich die Sandwüste. Genauso wie er alle anderen Hindernisse überwunden hatte, versuchte der Strom nun auch, die Wüste zu durchqueren. Aber er merkte, dass – so schnell er auch in den Sand fließen mochte – seine Wasser verschwanden.

Er war jedoch überzeugt davon, dass es seine Bestimmung sei, die Wüste zu durchqueren, auch wenn es keinen Weg gab. Da hörte er, wie eine verborgene Stimme, die aus der Wüste kam, ihm zuflüsterte: „der Wind durchquert die Wüste, und der Strom kann es auch.“

Der Strom wandte ein, dass er sich doch gegen den Sand werfe, aber dabei nur aufgesogen würde; der Wind aber kann fliegen, und deshalb vermag er die Wüste zu überqueren.

„Wenn du dich auf die gewohnte Weise vorantreibst, wird es dir unmöglich sein, sie zu überqueren. Du wirst entweder verschwinden, oder du wirst ein Sumpf. Du musst dem Wind erlauben, dich zu deinem Bestimmungsort hinüber zu tragen.

Aber wie sollte das zugehen? „Indem du dich von ihm aufnehmen lässt.

Diese Vorstellung war für den Fluss unannehmbar. Schließlich war er noch nie zuvor aufgesogen worden. Er wollte keinesfalls seine Eigenart verlieren. Denn wenn man sich einmal verliert, wie kann man da wissen, ob man sich je wiedergewinnt.

„Der Wind erfüllt seine Aufgabe“, sagte der Sand. „Er nimmt das Wasser auf, trägt es über die Wüste und lässt es dann wieder fallen. Als Regen fällt es hernieder, und das Wasser wird wieder ein Fluss.

„Woher kann ich wissen, ob das wirklich wahr ist?

„Es ist so, und wenn du es nicht glaubst, kannst du eben nur ein Sumpf werden. Und auch das würde viele, viele Jahre dauern; und es ist bestimmt nicht dasselbe wie ein Fluss.

„Aber kann ich nicht derselbe Fluss bleiben, der ich jetzt bin?

„In keinem Fall kannst du bleiben, was du bist, flüsterte die geheimnisvolle Stimme. „Was wahrhaft wesentlich an dir ist, wird fortgetragen und bildet wieder einen Strom. Heute wirst du nach dem genannt, was du jetzt gerade bist, doch du weißt nicht, welcher Teil deines Selbst der Wesentliche ist.

Als der Strom dies alles hörte, stieg in seinem Innern langsam ein Widerhall auf. Dunkel erinnerte er sich an einen Zustand, in dem der Wind ihn – oder einen Teil von ihm? War es so? – auf seinen Schwingen getragen hatte. Er erinnerte sich auch daran, dass dieses, und nicht das jedermann Sichtbare, das Eigentliche war, was zu tun wäre – oder tat er es schon?

Und der Strom ließ seinen Dunst aufsteigen in die Arme des Windes, der ihn willkommen hieß, sachte und leicht aufwärts trug und ihn, sobald sie nach vielen, vielen Meilen den Gipfel des Gebirges erreicht hatten, wieder sanft herabfallen ließ. Und weil er voller Bedenken gewesen war, konnte der Strom nun in seinem Gemüte die Erfahrungen in allen Einzelheiten viel deutlicher festhalten und erinnern und davon berichten. Er erkannte: „Ja, jetzt bin ich wirklich ich selbst.

Der Strom lernte. Aber die Sandwüste flüsterte: „Wir wissen, weil wir sehen, wie es sich Tag für Tag ereignet; denn wir, die Sandwüste, sind immer dabei, das ganze Flussufer entlang bis hin zum Gebirge.

Und deshalb sagt man, dass der Weg, den der Strom des Lebens auf seiner Reise einschlagen muss, in den Sand geschrieben ist.

„…und die Dosen bleiben!“

Vor mehr als fünf Jahren veröffentlichte ich den Text „Der Hungerengel“.

Der Hunger ist immer da. Er kommt, wann und wie er will.
Er ist groß und stark. Phantasiebilder schweben durch die Luft.
Reich gedeckte Tische mit Brot, Pizza, Omas Braten und Kuchen,
Schokoladenpudding und Eis mit endlos viel Sahne, dazu Vita Malz
und Limonade satt… So war es oft im dunklen Verlies.
Der Hungerengel sucht mit mir den Boden und die Ecken ab. Wir
spielen Spurensucher. Der Hunger steigt in uns hinein. Er wird nie
müde.  In jedem Traum wird von dem reich gedeckten Tisch
gegessen.  Der Hungerengel geht nicht weg, er bleibt und
kommt immer wieder. Er ist ein sehr treuer Gefährte
und gemeinsam denken  wir uns die tollsten
Essensgeschichten aus.

Die Angst vorm Verhungern ist immer noch da und war vor ein paar Tagen Thema im Therapiegespräch. In den Sommerferien verreist meine Partnerin für vier Wochen und die alten existentiellen Ängste melden sich. Ich sehe den Hungerengel als positiven Mittler, der in einer schwierigen Zeit einem Kind geholfen hat. So absurd sich das anhört, in dem früheren kranken katholischen Haushalt gab es keine Geschichten und Bücher für Kinder, aber die Bibel. Ich habe mit der Kirche nix am Hut, aber ich weiß, dass das Kind in mir früher die Bibel gelesen hat und in der Kirche Schutz suchte (weil es oft weggelaufen ist) und an Schutzengel (nicht an Gott!) glaubt. Bis vor wenigen Jahren hortete ich Nahrungsmittel. Vor allem eingekochte Wurst, die ich auf Märkten oder Bauernhöfen kaufte. Ich musste die Dosen für härtere Zeiten horten. Und es musste Wurst in Dosen sein, weil die Großmutter uns früher Dosenwurst und Eingekochtes mitgab. Heute kaufe ich selten diese Dosen. Zurzeit stehen drei Stück im Keller. Die Therapeutin schlug mir vor, es doch mal mit getrockneten Bohnen zu versuchen. Der Gedanke war erstmal verwirrend, aber Dosenwurst hält länger. Also nix mit getrockneten Bohnen!

Auch wenn ich Dosenwurst wirklich supereklig finde:

Die Dosen müssen bleiben!

Der Körper vergisst nicht

Artikelempfehlung (PDF) zum Thema „Trauma und Körper: Der Körper merkt sich alles“ von Alexander Korittko (Homepage)

Der Körper ist Ausgangspunkt und Medium für elementare Erfahrungen. Wenn er wieder als Zuhause erlebbar wird, kann ein Mensch sich auf den Weg machen, besser für sich zu sorgen. Der eigene Leib kann zum wichtigsten Ort werden, um Sinn, Halt und Orientierung zu finden. Während in der postindustriellen Gesellschaft die Optimierung unserer äußeren Erscheinung – schöner, allzeit jung und fit – befreit von Rollenvorgaben inszeniert wird und der Körper durch Piercings, Tattoos, Schönheitschirurgie und Fitnesskult aufgewertet wird, verschwindet er in SMS- und Online-Kommunikation, Twitter und Chatrooms aus der persönlichen Begegnung. Gehen wir also wieder häufiger „in uns“, um herauszufinden, was uns gut tut.

„Wusch“

Will die Vergangenheit vergehen? Gibt es so etwas wie einen „Wusch“ durch den Körper und die angestaute schmerzhafte Energie der Vergangenheit fließt einfach ab?

Überall Stau

 

Haltung von Neugier und Experimentieren

Gerne möchte ich euch den Blog traumheilung.de empfehlen. Die körperorientierte Psychotherapeutin Dami Charf blogt zum Thema Trauma und Traumatherapie. Ich folge dem Blog mit vielen interessanten und hilfreichen Beiträgen seit längerer Zeit. Heute veröffentlichte sie einen klasse Blogbeitrag zum Thema „Trauma und Neugier“.

Wie dir deine Neugier helfen kann

Eines der ersten Dinge, die Menschen durch Traumatisierungen verlieren ist ihre Freude an Exploration und Ausdehnung. Trauma könnte man sagen, ist das Gegenteil von Neugier und Explorationsverhalten. Wir können jedoch Neugier bewusst einsetzen, um unser Leben und Traumatisierungen besser zu bewältigen.

Link zum Beitrag: http://www.traumaheilung.de/wie-dir-deine-neugier-helfen-kann/

Blick nach oben!

Wenn Greifvögel schreien,
kreisend im gleitenden Flug,
dann schaue ich fasziniert nach oben.
Frag mich,  wie es da oben wohl ist
und möchte so gerne mit ihnen sein.

Im freien Fall nach unten stürzen,
sich fangen im Fall
und wieder die Höhe erreichen.
Kraft und Körperkontrolle spüren;
ich kann es empfinden
und mit meinem Fühlen vergleichen.

[der nix perfekte reimteufel]

Eigenschaften narzisstischer Mütter

NarzissenDas zerstörerische narzisstische Elternteil erschafft ein Kind, das nur existiert, um eine Erweiterung seines Selbst zu sein. Es geht um geheime Dinge. Es geht um Körpersprache. Es geht um missbilligende Blicke. Es geht um den Klang der Stimme. Es ist sehr vertraulich. Und es ist sehr mächtig. Es ist ein Teil des Kindes selbst.
– Chris

Sehr interessanter Link: http://www.narzissmus.org/eigenschaften-narzisstischer-mutter.php

 

Ich will nicht vergeben

Loslassen ist nicht dazu da, die Vergangenheit zu vergessen oder zu vergeben, es geht darum, die Energie der Vergangenheit loszulassen, und uns damit unser Leben in der Gegenwart zurückzugeben, und das brauchen wir, damit wir in eine neue Zukunft geboren werden können.

[Holloway]

 

mundoimaginario

Zitat des Tages von Lemmy

„Die Fehler, die ich gemacht habe, gibt’s schon gar nicht mehr.“

Lemmy Kilmister war Rock’n’Roll. R.I.P. Lemmy!

Einer von vielen guten Songs „Ace of Spades“

https://www.tape.tv/motorhead/videos/ace-of-spades-live?utm_source=embed-flash&utm_campaign=share&utm_medium=opengraph

 

 

Weiter gehts!

Die Weihnachtstage sind vorbei, hurra! Die Tage werden immer länger; es bleibt immer länger hell 🙂 Dieses Jahr empfand ich die Festtage mal wieder besonders schlimm. Irgendwie habe ich Heiligabend und den ersten Weihnachtstag überstanden. Am zweiten Weihnachtstag besuchte ich eine sehr interessante Frau. Für das Jahr 2016 sind einige interessante Projekte geplant und ich feile an meiner beruflichen Zukunft. Das baut mich auf.

Vergangenheit ist, wenn es nicht mehr weh tut. [Mark Twain] Aha!? Ist es denn wirklich so? Wie lange dauert es noch?

 

Piepsi

Emotionales Gewurschtel

Bach1_183Die Therapie neigt sich in den nächsten Monaten dem Ende zu. Gut so! Nein! Doch! Das ganze Gedöns mit emotionaler Nähe und Abschied passt mir nicht. Ich hasse Abhängigkeit und ich wünsche mir, dass mich die Therapeutin einfach vor die Tür setzt. Nö, macht sie nicht. Unsere Blicke treffen sich und sie verstärkt noch: „Wir kennen uns mehr als 5 Jahre und  wir haben gemeinsam viel durchgestanden und bearbeitet… Es verbindet uns auch etwas… Bilanz ziehen…“ bla, bla. Buhhhhh! Aufstand! Wieso ist sie immer so freundlich? Warum sagt sie so was? Nicht zu fassen! Das meint sie sowieso nicht ernst. Rebellion! Du kannst dich doch sonst auch immer daneben benehmen. Tu doch was!

Wenn ich nicht das sichere Gefühl hätte, dass dieses Abschiedsgedöns für irgendwas gut sein könnte, würde ich mich mit voller Kraft gegen diese Beziehung wehren.

Tick Tack … Juli 1983

Clock_178

Erinnerungen sind wie eine Zeitbombe

Ein unvergesslicher Sommertag

Sich erinnern an den Sommertag in der Frühe, es ist so 6 Uhr und still im gelben Haus in der Blumenstraße. Draußen ist es hell, im Haus ist es meistens dunkel. Es ist das Jahr 1983 und ein sehr warmer Sommer. Die Kinder sehen blass und unterernährt aus. Die Haut ist mit einer aschgrauen Schmutzschicht überzogen. Drei Kinder, ein fast 12jähriges Mädchen, ein 6jähriger Junge und ein 1 1/2jähriger Junge leben mit der Mutter und  einem arbeitslosen, sadistischen Taugenichts in dem gelben Haus. An dem Sommertag in der Frühe, es ist der 19. Juli 1983, erfolgt der Zugriff. Es klingelt und plötzlich ist ein riesen Lärm im Haus. Der scharfe Hund bellt. Laute Stimmen im Befehlston schallen nach oben. Die Haustür wird geöffnet und viele Leute und Polizei stürmen ins Haus. Der Hund bellt wie verrückt und ein Polizist fordert den Taugenichts auf, den Hund zurück zu nehmen, sonst wird er erschossen. Bei den Kindern hier oben herrscht Angst und Panik. Der Kleinste schreit in seinem Bettchen, der Mittlere versteckt sich irgendwo und das Mädchen verkriecht sich hinter einem Schrank. Es hört sich an, als ob eine große Horde das Haus einnimmt. Unten ist lautes Gebrüll und Gezeter. Leute kommen nach oben und durchsuchen die Räume. Die Jungs werden gefunden und nach unten gebracht. Das Mädchen wird an den Beinen aus dem Versteck hervorgezogen und von einem Mann aus dem Haus getragen. Die Mutter ruft noch hinterher: „Pass gut auf deine Brüder auf!“. Ab ins Auto, es ist ein grauer Passat Kombi. Einer von den Jungs sitzt schon drin. Die Kinder werden in Decken gehüllt. Eine Frau versucht die Kinder zu beruhigen und irgendetwas zu erklären. Dem Mädchen werden die Augen verbunden. Die Fahrt geht los. Die drei Kinder werden an einen „sicheren“ Ort gebracht.

Die Mutter brachte 5 Kinder auf die Welt und keines ihrer Kinder hat sie selbst aufgezogen.

 

Rastplätze der Reflexion

RastplatzVor ein paar Wochen war ich einem heftigen Auslöser ausgesetzt. Bei einer Veranstaltung begegnete ich einem jungen Mann, der wie ich einen ähnlichen traumatischen Hintergrund hat und zufälligerweise aus der gleichen Region kommt, wo ich meine Jugendzeit bis hin zum Lehrabschluss verbrachte. Mein erster Gedanke war: Zufälle gibt’s! Als ich dann aus der Weltmetropole wieder in mein sicheres Zuhause zurück kam, begann das Rattern des Kopfkinos. Wir verbrachten unsere Jugendzeit ja nun nicht in einer Großstadt wie Hamburg, Frankfurt, Berlin, Köln oder München. Sondern in einer ländlichen und konservativen Region, wo sich Huhn und Schwein guten Morgen und gute Nacht sagen und der Pastor von der Kanzel die Namen schrie, die es wagten, aus der Kirche auszutreten. Ich fiel in die Depression und eine Flashbackattacke nach der anderen quälte mich. Eine heftige Erkältung, wie ich bestimmt seit 20 Jahren nicht mehr hatte, fegte mich dann komplett aus dem Alltag.

Indem ich der Meinung war, mit der Anzeige des „Musiklehrers“ (Griechenlandfan) und meiner Aussage zu den ungeheuerlichen Taten bei der Polizei seien die Jugendzeit-Ereignisse nun verarbeitet und können ad acta gelegt werden, bin ich in den letzten Jahren einem Irrtum aufgesessen. In der Therapie wurde das Trauma meiner Jugendzeit zwar thematisiert, aber darüber reden und eine Einordnung meiner immer wieder auftretenden inneren Grabenkämpfe eher vermieden. Besser gesagt, es ist gar nicht möglich, weil die Erlebnisse mit so unglaublich starken Gefühlen belastet sind.

Ich möchte etwas über die Ereignisse von damals und über die Verarbeitungsprozesse in den letzten Wochen schreiben. Es fanden gute und wichtige Gespräche mit meiner Vizema statt, die eine gewisse Einordnung der damaligen Ereignisse erlauben. Die Gespräche sind sehr viel wert und haben mir vor Augen geführt, wie wichtig Erinnerungen geraderücken und Sprache ist. Und zwar für die Helferperson, wie es meine Vizema war, aber auch für mich. Schuldgefühle erweisen sich oft über Jahrzehnte hinweg als besonders hartnäckig und blockieren nicht nur therapeutische Prozesse. Für mich bedeutet dies, dran zu bleiben an dem Aufarbeitungsthema.
Ich suche noch die passenden Worte. Innen hat sich in den letzten Wochen viel getan. Gut so!

Es gibt keine Zufälle. Es fällt zu, was fällig ist!

 

Trauma und Sucht

Mutter, die Sucht hat Dir endgültig am 29. April 2003 im Alter von nur 53 Jahren Dein Leben geraubt. Bist einfach abgehauen und hast einen riesen Scherbenhaufen hinterlassen. Vergessen hast Du mich. Einfach so vergessen. Als ich mich damals mit Deinem langjährigen Lebenspartner traf und mit Deinem Hausarzt über Deinen Gesundheitszustand sprach, waren beide überrascht, dass Du eine Tochter hast. Die Jungs waren bekannt, aber mich hast Du niemals erwähnt. Kann sich überhaupt jemand vorstellen, wie ich mich gefühlt habe?

Ich habe Dich nie vergessen. Es gelingt mir einfach nicht.

[Eina]

incredible story

Schönheit ist überall

DistelHummeEs gibt Augenblicke, da möchte man einfach aufgeben, sterben. „Komm, steh auf und geh raus.“ – tönt es vom inneren ‚Quäldich‘. Also gut, ich quäle mich in meine Klamotten und gehe raus. Mit hängendem Kopf schlurfe ich so durch Wald und Wiesen. Plötzlich geschieht etwas. Ein Reh steht auf dem Acker, ein Fuchs liegt nur wenige Meter entfernt vom Wegesrand im hohen Gras und schaut direkt in meine Richtung oder ein Falke beeindruckt mit seiner Flugakrobatik. Ich freue mich immer wieder über diese kostenlosen Geschenke der Natur. Die wunderschöne Natur ist für mich die beste Seelenhygiene.

Trubel statt Stille

Storch: "Das macht mir überhaupt nix aus hier in Deutschland das Weihnachtsfest zu verbringen. Ich bekomme auch keine kalten Füße."

Storch: „Das macht mir überhaupt nix aus hier in Deutschland das Weihnachtsfest zu verbringen. Ich bekomme auch keine kalten Füße.“

Ich gehe jetzt ins Bett und wache erst Samstag wieder auf. 😉

Schön wär’s. Morgen früh geht’s auf die Piste zur Großfamilie meiner Freundin. Ich hab es ihr vor Wochen versprochen. Es fällt mir schwer, am liebsten würde ich mich zurückziehen. Nicht wegen ihrer Familie, sondern weil ich Weihnachten als das scheußlichste Fest im Jahr empfinde und so viele negative Bilder hochsteigen.

Meinen Leserinnen und Lesern wünsche ich ein schönes Weihnachtsfest und alles Gute im neuen Jahr 2015.

Der kostbare „alte Mist“

WaldBildWir stürzten in tiefste Verzweiflung und sind in den Abgrund hinabgestiegen. Nie dachte ich, dass ich einmal dankbar sein würde für dieses Schattenreich mit all dem Seelenschmerz, der Trauer und den vermasselten Lebensabschnitten. Es hat mir ganz neue Möglichkeiten eröffnet, vor allem ein neues und besseres Leben zu führen. Egal ob die Schritte klein oder groß sind – Hauptsache es geht voran. Der Weg der inneren Gesundung ist etwas Wunderbares!

Das Haus am Ende des Weges

© darty vom dohlenturm

© darty vom dohlenturm

Unterhalb der Eiche
Liegt ein Haus in einem Dorf
Es war dort sehr kalt
Leute zogen daraus aus
Vor langer Zeit
Und sie nahmen alle ihre Sachen
Und sie kamen nie wieder

Wo ich steh wächst das Unkraut
Nur so hoch wie die Tür
Ich sehe eine Grube und einen Stall
Und eine alte Kommode
Sie erinnern mich, die Häuser
Sind nur einfach gefertigt
Aus rotem Backstein

Was macht ein Haus schön
Nicht das Dach oder die Türen
Wenn es Liebe in einem Haus gibt
Ist es bestimmt ein Palast
Ohne Liebe…
Ist es nur ein Haus
Wo niemand glücklich wohnt

Ohne Liebe ist es doch nichts
Als nur ein Haus

[der nix perfekte reimteufel]

Der heutige Tag

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© darty vom dohlenturm

Wir wollen hier einmal klar festhalten,
was wirklich wichtig ist:

Ich bin hier, um laut zu leben.
… und heute …
fange ich ganz sicher damit an.

Also Welt, hier bin ich
und hier bleibe ich.
Ohne zurück zu sehen.
Zumindest für heute.

Blasen auf der Seele

Wir tanzen und singen gegen den Feind
Sie sehen weniger, was wir begreifen
Immer wenn ich stolpere
Immer wenn ich falle
Immer wenn ich gegen die Wand knalle
Kein weglaufen möglich ist
Beraubt der Seelenenergie

Das Flüstern und Streiten zu hören
Irgendwo tief im Inneren
Das Feuer, das innerhalb wächst
Um das Geheimnis zu verbergen
Das sind die Sklaven der Finsternis

Eigens geschlüpft in uns
Tobt ein Seelenvogel
Sie sitzt mit verwildertem Gefieder
Auf meinem Balken
Was will sie?

Flieg zurück zum Dohlenturm.

[der nix perfekte reimteufel]

Wasserlauschen

Wer es mit mir aushält, nur eine Stunde schweigsam an diesem wunderschönen Bächlein zu verweilen, der könnte ein Freund sein.

Wer es mit mir aushält, nur eine Stunde schweigsam an diesem wunderschönen Bächlein zu verweilen, der könnte ein Freund sein.

Am Ende fließen alle Dinge ineinander, und aus der Mitte entspringt ein Fluss. Der Fluss wurde bei der großen Überschwemmung der Welt begraben und fließt aus dem Keller der Zeit über die Steine. Auf einigen der Steine befinden sich zeitlose Regentropfen, unter den Steinen sind die Wörter. Doch einige Worte wird man nie verstehen.

[A River Runs Through It]